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AUDIOVERSUM-Expertentalk mit Patrick D’Haese – Corporate Director of Awareness and Public Affairs

Am 27. April, dem Tag gegen Lärm, findet im AUDIOVERSUM eine Diskussionsveranstaltung statt. Einen Gast dieser Runde –  Patrick D’Haese, Direktor der Abteilung Awareness und Public Affairs– konnten wir vorab für einen Expertentalk gewinnen. Im Online-Interview erzählte er uns von seinem persönlichen Werdegang, seinem Zugang zum Thema Lärm und was ihn am AUDIOVERSUM schon immer gefallen hat.

Lieber Patrick, du bist gebürtiger Belgier, blickst auf 29 Jahre Erfahrung im Bereich des Gesundheitswesens zurück – insbesondere im Bereich aktiv implantierbarer Hörhilfen – und bist seit rund 15 Jahren bei der Firma MED-EL. Wo kommt dein Interesse für den „Hörsinn“ her und wann kamst du mit der Hörimplantats-Technologie in Berührung?

Bereits am Ende meiner Gymnasialzeit. Ich interessierte mich für Sprachheiltherapie bzw. Logopädie. Im Zuge meines Audiologie-Studiums reifte dann immer mehr das Interesse an der Anatomie und der Physiologie des Hörsinns. 1993 begann ich meine Arbeit an der HNO-Abteilung der Uni-Klinik Antwerpen, wo ich dann sehr bald mit der Technologie von Cochlea-Implantaten in Berührung kam. Anfang der 1990erJahre stand diese Technologie noch ganz am Anfang, doch damit reifte meine weitere Faszination für die technologischen Möglichkeiten, die mit hoch-innovativen Geräten möglich sind, um Hörverlust zu überwinden. Mithilfe derer man das Leben von Menschen so nachhaltig und positiv beeinflussen kann. Diese Mischung aus Technik, klinischem Fortschritt und der direkte Kontakt zu den Menschen und seinen Angehörigen, die ja zumeist mit betroffen sind, begeistert mich bis heute.

2013 wurde unter deiner Federführung die Abteilung Awareness und Public Affairs hier in Innsbruck gegründet. Kannst du uns mehr über die Abteilung und das Aufgabengebiet erzählen?

Unser Ziel ist, die Leistungen und Eigenschaften unserer Produkte für Kandidaten, aber auch Mediziner und Hörgeräteakustiker sichtbar zu machen. Das ist einerseits klassische PR-Arbeit, also die ganze Kommunikation nach außen. Dann informieren wir natürlich auch Kandidaten über unsere Möglichkeiten, also wer für ein Hörimplantat infrage kommt oder welches Produkt bei welcher Form von Hörverlust zum Einsatz kommen kann. Ein weiterer Aspekt unserer Arbeit ist die Information an Mediziner und Hörgeräteakustiker, um sie über den aktuellen Stand der Forschungsergebnisse und Möglichkeiten implantierbarer Hörlösungen zu informieren. Die Sparte Public Affairs arbeitet dann auf europäischer und internationaler Ebene, um MED-EL als marktführenden Anbieter von Hörlösungen zu positionieren.

Mir ist letztens die Hearbetter-Plattform aufgefallen. In einem Video klärst du über Hören und Hörverlust auf. Kannst du uns mehr dazu sagen?

Genau, das ist eine unserer zwei Online-Plattformen und Initiativen, über die wir auch weiterführende Informationen anbieten.  Die Hearbetter-Plattform, die sich an niedergelassene Ärzte richtet, aber auch die Hear Peers – Plattform, die bereits in 15 Ländern aktiv ist und die Möglichkeit bietet, Kandidaten mit Personen zusammen zu bringen, die bereits mit einem Hörimplantat versorgt sind, um einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen

Wie bereits erwähnt, beteiligen wir uns im AUIDOVERSUM auch am internationalen Tag gegen Lärm im Rahmen der Diskussionsveranstaltung am 27. April um 19 Uhr hier bei uns. Dort bist du auch einer unserer Gäste. Vorab eine Frage an dich als Awareness-Profi, wozu braucht es einen „Noise awareness day“ überhaupt?

Das ist sicher eine notwendige Initiative, weil es überall noch Aufholbedarf gibt. Beim Industrielärm beispielsweise sind wir in den westlichen Ländern sehr fortschrittlich – es ist gesetzlich geregelt, wie lange jemand maximal Lärm ausgesetzt sein soll. Es existieren festgesetzte Normen und Standards, die eingehalten werden sollen, sowie die ArbeitgeberInnen verpflichtet sind, für Gehörschutz zu sorgen. Ob dann alle MitarbeiterInnen dieser Forderung nachkommen, liegt oft in ihrer Eigenverantwortung.

Das Schwierige am Verständnis zu den Auswirkungen von Lärm ist, dass die Folgen nicht sofort erkennbar sind. Der sogenannte Freizeitlärm – das sind erzeugte Lärmquellen aus Sportanlagen, bei Konzerten oder Geräten wie Kopfhörern – wird hier auch oft unterschätzt. Der Welttag des Hörens stand heuer unter dem Motto #saferhearing, also ebenfalls einer Initiative, um ein Bewusstsein zu schaffen, dass Lärm große Auswirkungen auf unser gesamtes Befinden hat. Hörschädigungen haben auch großen Einfluss auf unsere mentale Gesundheit. Gerade dazu werden unheimlich viele Studien publiziert, die zeigen, dass Hörschäden im direkten Zusammenhang mit Depressionen stehen. Das ist nur wenigen Menschen wirklich bewusst.

Was sind für dich persönlich lärmende oder störende Geräusche?                    

Verkehrslärm – in einer Großstadt wie Paris oder New York, wo ich mich beruflich oft aufhalte, freue ich mich, wenn ich wieder abreisen kann, weil es mir zu laut ist. Dort bei geöffnetem Fenster schlafen ist wenig erholsam. Als Musikliebhaber jedoch bin ich nicht so schnell zu irritieren (lacht).

Welche Methoden nutzt du, um Lärm aus dem Weg zu gehen, oder dich davor zu schützen?

Da ich sehr viel im Flugzeug oder im Zug reise, habe ich in einen Noise-cancelling-Kopfhörer investiert. Damit hat man keinen Störlärm mehr, ist in einer Art Ruhezustand. Das kann ich sehr empfehlen.

Zurück zum AUDIOVERSUM, der akustischen Erlebniswelt. Was schätzt du an unserer akustischen Erlebniswelt? Gibt es ein Exponat oder eine Ausstellung, die dir besonders gefällt?

Das Schöne am AUDIOVERSUM ist, dass es auf interaktive Art und Weise Bewusstsein für unseren Hörsinn schafft und mit Sicherheit viel dazu beiträgt, das Thema Hörverlust als versteckte Behinderung mehr in die Öffentlichkeit zu rücken. Die wechselnden Sonderausstellungen finde ich auch sehr spannend, weil sie eine Verbindung zum Alltag der Menschen schaffen. Ich war ein großer Fan der Vinyl-Ausstellung, das hat natürlich auch mit meiner Musikleidenschaft zu tun (lacht). Die emotionale und künstlerische Annäherung, die in diesen Rubriken stattfindet, finde ich sehr spannend.

Das Interview führte Michaela Pletzer.

Patrick D’Haese ist einer unserer Teilnehmer bei der Veranstaltung AUDIOVERSUM discuss am 27. April um 19 Uhr. 

Weiterführende Links:

Internationaler Tag gegen Lärm (International Noise Awareness Day)

Lärminfo Österreich 

 

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